Leichte Sprache
Vielleicht schon bemerkt: Erklärende Texte im Museum hängen häufig in 2 Varianten neben den Bildern, in Standard und in Leichter Sprache. Ein weiteres Beispiel: die Theater-Webseite ist in 2 Ausführungen zu lesen, in der üblichen Variante und einer leichten Textversion – im Alltag begegnet einem Leichte oder Einfache Sprache zunehmend öfter. Unter dem Stichwort Inklusion oder Barrierefreiheit werden Broschüren, Flyer oder Internetauftritte in Einfacher oder Leichter Sprache gestaltet. Sie richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, einer Leseschwäche, mit begrenztem Sprachverständnis oder mit einer Behinderung.
Was Einfache Sprache genau ist, ob es einen Unterschied zwischen Leichter und Einfacher Sprache gibt, nach welchen Regeln sie angewendet wird, ob es eine Leichte Sprache Ausbildung oder kostenlose Übersetzungs-Tools gibt und für wen Leichte Sprache konkret gedacht ist, darüber informiert die Deutsche Fernsehlotterie hier.
Was ist Leichte Sprache?
Texte in einfacher oder leichter Sprache folgen bestimmten Regeln, mit dem Ziel einer vereinfachten Version der Standardsprache. Texte in Leichter Sprache werden für viele Menschen geschrieben, zum Beispiel für Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, für Menschen mit (Lern-)Behinderung oder für Menschen mit begrenztem Lese- und Sprachvermögen wie Menschen mit Migrationshintergrund, alte Menschen oder Jugendliche. Die Texte helfen dabei, Inhalte und wichtige Informationen zu verstehen und Entscheidungen besser zu treffen.
Leichte Sprache Regeln:
Texte in Leichter Sprache kennzeichnen sich durch folgende Merkmale:
einfache Worte
kurze Sätze
Die Sprache verzichtet folglich weitestgehend auf Nebensätze und kommt mit kurzen Hauptsätzen aus.
Auch das Schriftbild und die Optik sind definiert:
klares Schriftbild
Absatz nach jedem Satzzeichen
sparsam eingesetzte Farben
einfache Illustrationen
Der Begriff Leichte Sprache ist nicht geschützt, eine klare Trennung zwischen Einfacher Sprache und Leichter Sprache existiert nicht.
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Texte in Leichter Sprache: Wie fing es an?
Die Leichte Sprache hat ihren Ursprung in einer amerikanischen Organisation namens People First, die bereits 1974 gegründet wurde und das sogenannte Easy Read als Idee verfolgte. 1997 gründete sich auch in Deutschland ein Netzwerk aus Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie gaben 2001 zwei Wörterbücher in Leichter Sprache heraus. 1998 wurden europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht zu lesenden Informationen herausgegeben. Und 2009 hat schließlich die internationale Organisation Inclusion Europe ein umfassendes Regelwerk zu barrierefreier Sprache entwickelt.
Leichte Sprache, Einfache Sprache: Was ist der Unterschied
Leichte Sprache und Einfache Sprache werden häufig synonym verwendet. Die Zielgruppe macht aber den Unterschied. Folgen Texte in Leichter Sprache einem festen Regelwerk und richten sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit Demenz, Menschen, die Deutsch lernen und nicht gut lesen können, so richten sich Texte in Einfacher Sprache an Menschen mit Deutsch als Zweitsprache oder mit niedriger Lesekompetenz. Es gibt also durchaus zwischen den Begriffen Leichte und Einfache Sprache Unterschiede, die wie folgt sind:
Der Menschenrechtsreport der BRK-Allianz hat im März 2013 eine klare Definition und Standards gefordert. Die DIN-Norm DIN 8581-1 für die Einfache Sprache ist in Arbeit und vereinheitlicht die existierenden Regeln.
Leichte Sprache | Einfache Sprache |
---|
festgelegte Regeln Leichte Sprache und Strukturen Netzwerk Leichte Sprache e. V. | kein festes Regelwerk, DIN-Norm DIN 8581-1 in Arbeit, vereinheitlicht die Regeln |
Ziel: Teilhabe an Gesellschaft und Politik | für viele Menschen hilfreich: Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, ältere Menschen |
kurze Hauptsätze, keine Nebensätze | komplexerer Sprachstil: längere Sätze, Nebensätze zulässig |
Verwendung von bekannten Wörtern, schwierige Begriffe und Fremdwörter müssen erklärt werden | alle im Alltag bekannten Begriffe werden als bekannt vorausgesetzt |
Absatz nach Satzzeichen nötig | kein Absatz nach Satzzeichen nötig |
übersichtliche Optik von Schrift und Bild Farben sparsam einsetzen | optisches Erscheinungsbild nicht streng geregelt |
Zielgruppe: Menschen mit Lernschwierig- keiten und geistiger Behinderung | Zielgruppe: auch Menschen mit Leseschwäche, Fremdsprache oder Personen mit begrenzter Lese- und Schreibfähigkeit |
viele Leichte Sprache Bilder / Illustrationen | keine Bilder |
Prüfung durch Prüfgruppe | keine Prüfung |
Leichte Sprache Regeln und Beispiele
Die Regeln für die Leichte Sprache leiten sich, wie erwähnt, von den festgelegten Regeln des Netzwerks Leichte Sprache e. V. ab. Die Ziele des Netzwerks, das seit 2006 existiert und 2013 ein Verein wurde, sind mehr Gleich-Berechtigung, Stärkung von Menschen mit Lernbehinderungen, aktive Teilhabe, Angebote in Leichter Sprache und Qualität bei Leichter Sprache. Die Regeln haben Prüferinnen und Prüfer sowie Übersetzerinnen und Leichte Sprache-Übersetzer erstellt.
Das 70-seitige PDF des Netzwerks gibt Informationen zu Gründen und Zielgruppe von Leichter Sprache. Einige der relevantesten Punkte listen wir hier:
Darauf musst du bei Leichter Sprache achten:
Wörter
Zahlen und Zeichen
Sätze
Texte
Gestaltung und Bilder
Prüfen
Wir greifen einige Beispiele aus dem Cluster Wörter und Sätze heraus. Alle Beispiele stammen aus dem PDF des Netzwerks Leichte Sprache e. V.
Wörter:
Benutze einfache Wörter.
Schlecht: genehmigen
Gut: erlauben
Benutze Wörter, die etwas genau beschreiben.
Schlecht: öffentlicher Nahverkehr
Gut: Bus und Bahn
Benutze bekannte Wörter. Verzichte auf Fachwörter und Fremdwörter.
Schlecht: Workshop
Gut: Arbeits-Gruppe
Erkläre schwere Wörter.
Gut: Herr Meier hatte einen schweren Unfall.
Jetzt lernt er einen anderen Beruf.
Das schwere Wort dafür ist:
berufliche Rehabilitation.
Sätze:
Benutze einfachen Satzbau.
Schlecht: Die Rechnung bezahlt Frau Weber.
Gut: Frau Weber bezahlt die Rechnung.
Du darfst verkürzte Sätze benutzen.
Schlecht: Wollen Sie nach Berlin oder nach Hamburg fahren?
Gut: Wollen Sie nach Berlin fahren?
Oder nach Hamburg?
Auch das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Leichte Sprache einen Ratgeber für Leichte Sprache auf seiner Webseite zum Download bereitgestellt.
Leichte Sprache Übersetzer: kostenlos?
Eine Übersetzung in Leichte Sprache gibt es sowohl von speziell ausgebildeten Übersetzerinnen und Übersetzern, als auch von KI-basierten Tools, wie SUMM AI oder https://leichte-sprache.de. Für Behörden bietet das Tool SUMM AI diverse Lizenzpakete und Preise an, auf leichte-sprache.de lassen sich erste Probetexte kostenlos übersetzen.
Professionelle Übersetzerinnen und Übersetzer sind geschult und spezialisiert darauf, komplexe Texte in Leichte Sprache umzuwandeln. Sie wenden geltende Regeln und Strukturen an und prüfen die Texte genau.
Wer Texte nur in seiner Verständlichkeit etwas erhöhen will, kann auch auf Online-Schreib- und Lese-Tools zurückgreifen. Diese vereinfachen komplizierte Sätze und finden einfachere Formulierungen.
Fortbildung Leichte Sprache und Ausbildung Leichte Sprache
Kurse und Fortbildungen für die Grundlagen der Leichten Sprache bieten Organisationen und Bildungseinrichtungen an, darunter Volkshochschulen, Behindertenverbände wie die Lebenshilfe oder der Bundesverband für Menschen mit geistiger Behinderung, außerdem private Bildungs- und Sozialunternehmen, die im Bereich Inklusion der Bildung tätig sind. Auch auf Online-Plattformen und an Universitäten oder Fachhochschulen sind Übersetzungsdienste oder Workshops und Ausbildungen zu Leichter Sprache zu finden.
Wer in Leichter Sprache eine Fortbildung machen möchte, findet lokal oder regional Anbieter, die Empfehlungen aussprechen. Wer als Übersetzerin oder Übersetzer ein Zertifikat für die Anwendung der Leichten Sprache erhalten möchte, ist dort gut aufgehoben.
Symbol Leichte Sprache und Lexikon Leichte Sprache
Um Texte in Leichter Sprache zu kennzeichnen, existieren verschiedene Labels und Logos. Sie weisen Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppe Leichte Sprache darauf hin, dass der Text barrierearm oder barrierefrei und leicht verständlich ist. Weit verbreitet ist das Label für Leichte Sprache der Inclusion Europe, das sogenannte Easy-to-Read-Logo.